Samstag, 22. August 2009

Monster, Mutanten & Moneten

Vor hundert Jahren noch gab es auf jedem besseren Rummelplatz eine Abnormitätenschau, die mit Elefanten- und Löwenmenschen warb und bei der die Bärtige Jungfrau nie fehlen durfte. Der aufgeklärte Bürger von heute schüttelt über dieses menschenverachtende Zurschaustellen von Monstern oder Mutanten den Kopf, wendet sich ab und kauft sich - ist er Sportfreund - eine Karte zur Leichtathletik-Weltmeisterschaft im Berliner Olympiastadion.
Unfaßbare Weltrekorde sieht er und überhaupt großen Sport, und den nicht zuletzt von ebensolchen Sportlerinnen :












Plötzlich indes wird unser aufgeklärter Sportfreund aufgeschreckt durch die Meldung:
Mann oder Frau
19. August 2009, 20:07 Uhr
Caster Semenya muss zum Geschlechtstest.


Und eine andere Meldung verschreckt ihn erst recht:
Es sieht aus wie ein Märchen in der Leichtathletik. Völlig überraschend gewann Caster Semenya aus Südafrika die 800 Meter in neuer Weltjahresbestzeit von 1:55,45 Minuten. Jetzt muss sich die 18jährige aufgrund ihrer männlichen Erscheinung einem Geschlechtstest unterziehen.Noch ist nicht geklärt, ob die südafrikanische Läuferin nach genetischen Maßstäben Mann oder Männin* ist oder beides, wie inzwischen behauptet wird.
Die Proteste aus Südafrika gegen diese Diskriminierung ihrer/s Sportlerin/s scheinen uns gerechtfertigt. Es hat den Anschein, als solle hier eine Art Königsopfer gebracht werden.
Denn wurde Caster Semenya wirklich mit doppelgeschlechtlichen Anlagen geboren, ist sie das, was man gemeinhin einen Zwitter nennt, dann dürfte sie/er weder bei den Frauen noch bei den Männern starten und wäre somit im Vergleich zu einem Dopingopfer resp. -sünder doppelt benachteiligt.
Ein Beispiel: Die zweimalige Stabhochsprung-EM-Dritte Yvonne Buschbaum (Photo) hat sich zu ihrer Transsexualität bekannt: "Ich fühle mich als Mann und muss mein Leben im Körper einer Frau leben.“Und nach erfolgter Geschlechtsumwandlung dürften ehemalige Sportlerinnen wie sie bei den Männern mitlaufen.
Bei Caster Semenya sieht das anders aus. Warum akzeptiert der Leichtathletik Weltverband nicht die angebotene Rückgabe der Goldmedaille und besteht auf Aufklärung dieses Falls?

Und was ist z.B. mit den SportlerInnen Jamaikas? Der sogenannte Jahrhundert-Leichtathlet Carl Lewis (9xOlympia-Gold) sagt zum jamaikanischen Überflieger U. Bolt: „Man müsste ein Dummkopf sein, wenn man nicht fragen würde: Wie kann jemand in einem Jahr 10,03 rennen und im nächsten Jahr 9,69 – und das in einer Sportart mit diesem Ruf."
Dem Schönen Fall
als Laien erscheint es besonders merkwürdig, daß diese Insel mit knapp 3 Millionen Einwohnern fast ebenso viele Medailliengewinner hervorbringt wie ihre Besatzungsmacht.
Es ist hinlänglich bekannt, daß Jamaika, nach der Befreiung vom Kommunismus, dem US-Terrorismus als freies For-
schungsfeld für Menschenexperimente dient.







Entstammen die heutigen jamaikanischen SportlerInnen vielleicht dem wahren Manticore? Die entstandenen Dark Angels (Photo oben) ähneln jedenfalls mehr dem Königsopfer C. Semenya als dem Dark Angel der Fernsehserie, die auf Jamaika bezug nimmt.

Ferner ist erstaunlich (oder auch nicht), daß die Sieger des Kalten Krieges den heutigen Sportfreunden weismachen wollen, nur der sogenannte Ostblock habe gedopt. Der Dopingmißbrauch im Leistungssport entwickelte sich Parallel zum Kalten Krieg. Heinrich S. Ehrenberg und ich erinnern uns noch deutlich an die Zeiten, in denen die sportlichen Leistungen bei Olympischen Spielen und ähnlichen Veranstaltungen Nebensache waren. Der erste Blick galt dem Medaillien-Spiegel, lag die USA vorn, gut für Heinrichs Regime, führte die Sowjetunion, so war dies ein Zeichen für meine Regierung für die Überlegenheit des Sozialismus.
Und alle wußten wir damals, derjenige, der die besseren Dopingmittel entwickelt, gewinnt den Kalten Krieg im Sport.
Ich hatte mal einen Freund, der war mit 15 Jahren Sechster oder Siebenter bei der Europameisterschaft im Schwimmen geworden, Zeit für die DDR-Sportfunktionäre daran zu denken, meinen Freund mit Doping zu unterstützen, er stieg aus dem Leistungssport aus. Heinrich hat mal aus Versehen eine ehemalige Schwimmerin geheiratet, er nannte sie gern Opfer des Leistungssports. S. war mit 15 Jahren Dritte der Landesmeisterschaft im Schwimmen geworden, Zeit für die BRD-Sportfunktionäre, ihr Doping anzubieten.
Wo ist der Unterschied?
Mit welcher Vehemenz seinerzeit der Kalte Krieg im Sport betrieben wurde zeigt die Fußballweltmeisterschaft 1972. - Ich habe noch heute den Satz in Ohren, wie DDR-Möchtegernoppositionelle den Kalten-Krieg-Event charakterisierten: Meingott! Deutschland verliert gegen die Ostzone! - Und in Heinrichs Vaterland wurde der Trainer der Nationalmannschaft postwendend nach der Niederlage gefeuert. Für viele galt es als Hochverrat, daß die Bunte Republik Deutschland ein einziges Fußballspiel gegen die Ostzone verloren hatte, darüber tröstete der Weltmeistertitel am Ende kaum hinweg.

Man kann schlußfolgern, ohne Kalten Krieg gäbe es das Dopingproblem im heutigen Ausmaß wahrscheinlich nicht. Dennoch: Dort, wo es um soviel Geld geht, wie im modernen Leistungssport, dort ist Betrug und Manipulation an der Tagesordnung. Und ab und zu muß man quasi Presse und Volk einen Skandal liefern, indem man sich einen Sportler oder eine Sportlerin herausgreift, der/die über keine ernstzunehmende Lobby (wie es z.B. die Mafia beim Boxsport und Tennis ist) verfügt.
Monster und Mutanten aber wird es so lange geben, so lange man mit Leistungssport reich werden kann.


HJS
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* Wir verwenden hier die antiquierte, dem Hebräischen (iesch, iescha) nachempfundene Form, sie scheint uns dem Tatbestand angebrachter als die Form Mann oder Frau.

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