Dienstag, 24. August 2010

Die Industrie der Engelmacher

Zur Einstimmung:

Wie die Vorfälle an der Mainzer Uniklinik zeigen hat seit Qualtingers Zeiten die Industrie der Engelmacher ihren Wirkungskreis erweitert. - De facto werden jährlich allein hierzulande ca. eine Million Krankenhauspatienten ob mangelnder Hygiene infiziert, 40 000 sterben an den Folgen, zehnmal so viel wie 2009 im bunten deutschen Straßenverkehr.
So wie in Tony Krantz B-Movie Sublime (2007) ist es leider auch im richtigen Leben & jeder, der sich im Krankenhaus einer Routineuntersuchung unterziehen will, sollte sich zuvor diesen Horror-Film ansehen.
Menschliches Versagen heißt zumeist der Kommentar & die gleichgeschalteten Medien geben sich Mühe, die Schuld an der steigenden Zahl der Todesopfer angeblichen Sparmaßnahmen in die Schuhe zu schieben.
Natürlich weiß ein jeder, daß der Arztberuf ein hohes gesellschaftliches Renomee besitzt und auch, daß viele ihn (mehr oder minder unbewußt) wählen, um ihre sadistischen Triebe zu sublimieren oder auszuleben. Dennoch unterstellen wir der großen Mehrheit der Mediziner und des Krankenhauspersonals ein echtes Bemühen um die Gesundheit ihrer Patienten, oder zumindest besser um das, was sie ob ihres (Irr-)Glaubens darunter verstehen.
Der Vergleich mit dem Spätmittelalter drängt sich auf. Auch bei der Inquisition waren die Sadisten in der verschwindenden Minderheit. Ein gewissenhafter Inquisitor wollte den Menschen ebenso heilen wie heute ein gewissenhafter Mediziner, allerdings setzte er seine Priorität auf das Seelenheil. Der moderne Arzt glaubt, dies vernachlässigen zu können & karikiert Friedrich Ludwig Jahns Postulat von der Einheit von Geist und Leib; ein gesunder Körper wird den Geist schon richten, so denkt der Mediziner & er tut es, weil ihn sein Glaube keine andere Möglichkeit läßt.
Es liegt also ebenso wenig am menschlichen Versagen wie der Tod des Ketzers an der Willkür des Inquisitors. Dort wie hier liegt es am System.
Und was will das System? Profit und Macht. - So ist weder der Inquisitor schuld, der die Anweisungen seines Glaubensgebers guten Gewissens befolgt, noch der Mediziner, der das gleiche tut.
Phänomenologisch gibt es zwischen der Inquisition, die das Weltbild der katholischen Kirche widerspiegelte und zu schützen hatte, und der sogenannten Schulmedizin, die das Weltbild des materialistischen Reduktionismus widerspiegelt und zu schützen hat, nicht den geringsten Unterschied. Und ebenso wenig wie heute die Opfer der Industrie der Engelmacher (Schulmedizin) die Grundlagen des diese prägenden Glaubens in Frage stellen, ebenso wenig stellten Häretiker und Ketzer die Grundlagen des christlichen Glaubens in Frage.
Der Unterschied besteht darin, daß heute - und das ist als Fortschritt nicht zu unterschätzen! - derjenige, der das die Gesellschaft der kapitalistischen Staaten tragende Weltbild ablehnt, in der Regel nicht mit Verfolgung und Ächtung, sondern nur mit Diskriminierungen und eventuellem Ausschluß aus der Glaubensgemeinschaft zu rechnet hat.
Die Industrie der Engelmacher funktioniert deshalb, weil alle mitspielen, alle & in erster Reihe jene 40 000 potentiellen Engel jährlich (in der Bunten Republik). Gewinner sind die Pharmamafia und die Hersteller immer raffinierterer medizinischer Geräte. Je mehr das moderne Gesundheits(un)wesen den Menschen als Ganzes, als Einheit, als Individuum (im ursprünglichen Sinne des Wortes) vergißt, je mehr seine Vermaschinisierung voranschreitet, desto ausgefeilter, desto teurer und gefährlicher werden die Mittel, die die Mediziner im dummtreuen Glauben an ihre angebliche Wissenschaft ihren Opfern Patienten verabreichen...
Ein krankes System kann nicht gesund machen. Die Schulmedizin wird also nicht besser, sie wird lediglich teurer, unübersichtlicher & gefährlicher. Und somit ist damit zu rechnen, daß die Opferzahlen der Industrie der Engelmacher in den nächsten Jahren steigen werden & das hat nichts mit menschlichem Versagen zu tun.

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