Montag, 28. November 2011

Von den "Zwickauer Propheten" zur "Zwickauer Zelle"

Hintergrundinformationen eines Insiders

Wenn man wie ich das zweifelhafte Glück hatte, das ominöse Licht der Welt in einer, damals zu den dreckigsten Städten Europas gehörenden (Steinkohlenbergbau, Uranaufbereitung...), nun in Verruf gekommenen sächsischen Gemeinde erblickt zu haben, so geben die Berichte der gleichgeschalteten Medien über die sogenannte Zwickauer Zelle einem Gelegenheit, nein, nicht darüber nachzudenken, wie billig mal wieder von den wahren Ursachen des sogenannten Neonazismus abgelenkt werden soll, indem man den Fokus auf das Umfeld der sogenannten (Ich liebe dieses Wort!) Rechtsradikalen lenkt, vielmehr sich zu erinnern:
Ich war mal gerade zwei Jahre alt, da fuhr plötzlich und unerwartet der Geist des Nationalsozialismus in mich. Und zwar geschah dies auf dem Platz der Völkerfreunschaft (heute Parkplatz).
Kein Wunder, kam es mir später, als ich lesen konnte, hieß der Platz doch zuvor Stalin- und davor Adolf-Hitler-Platz. Es war die Zeit als mir der Geist des Führers (ich konnte damals mit Gespenstern kommunizieren) bei einer Museumsfete mit reichlichem Alkoholgenuß in den Toilettenräumen des Stadtmuseums begegnete.
Dokumentarfoto 1

















Seine Anwerbungsversuche - im schlechtesten Deutsch obendrein (Hitler war ja schließlich einst Gastarbeiter im Deutschen Reich gewesen) - waren ebenso plump wie die späteren durch den Stasi und dem Verfassungsschutz (in dieser Reihenfolge).
Schwieriger waren die Anfechtungen in der von uns Jugendlichen oft besuchten Mokka-Milchbar. Wußte ich damals doch noch nicht das, was Hobbyhistoriker heute gern verschweigen, nämlich daß diese Villa Wolf der GeStaPo als Folterkeller gedient hatte & so schlürften wir unbewußt und nichts Böses ahnend ihren Geist quasi mit jedem Drink in uns hinein...
Um 1970 mit 15 Jahren erkannte ich, daß die einzige Alternative, dem Geist des Nationalsozialismus in Zwickau zu entgehen, die war: Anarchist zu werden.
Denn zu jener Zeit verkehrte ich abwechselnd in zwei der vielen als Saufanstalten getarnten Neonazi-Pools.
 Im Ringkaffee trafen sich jene, die - mehr oder minder von sogenannten Inoffiziellen Mitarbeiters des MfS initiierte oder provozierte - staatsfeindliche Hetzreden führten, die sich im Laufe der Zeit, nachdem der VEB Sachsenring (als weltweit einziger Trabant-Hersteller) dunkelhäutige Gastarbeiter aus Angola bekommen hatte, in rassistische Ausbrüche wandelten (Originalzitat: Jetzt kommen diese Neger und nehmen uns unsere Frauen weg! - Und dem Sachsen war damals noch die Familie heilig...).
Nur eine Handgranatenwurfweite entfernt vom Ringkaffee war der sogenannte Club der Intelligenz. Hier besoffen sich - und ich mich mitunter mit ihnen - jene dem Geist von Hitler und Stalin gleichermaßen verpflichteten staatstragenden Kleinkriminellen, die heute, so sie noch leben, zu staatstragenden Großkriminellen gewachsen sind, mit einem Wort: Die Aparatschiks des Stadtkreises Zwickau.
Dokumentarfoto 2

















Wer sich wie ich damals zwischen diesen beiden Polen hin und her bewegte, der mußte - wie gesagt - zwangsläufig Anarchist werden.
Und ich stand damit in guter zwickauer und überhaupt erzgebirgischer Tradition; von den Zwickauer Propheten, die längst vor Luther den reformatorischen Gedanken entfachten, bis hin zu Max Hoelz offenbart sich dieser Geist des Aufbegehrens, der in mir seinen Höhepunkt gefunden hat.
Und dies zeigt die Zweischneidigkeit des zwickauer Klimas:
Thomas Müntzer, der Prediger von St. Katharina, hatte das Anarchistische der Bewegung um Nicolaus Storch (der Zwickauer Propheten Haupt) begriffen und mit chiliastischen Gedanken angereichert.
Und Martin Luther schließlich entwickelte in Auseinandersetzung mit seinem Mitstreiter und späterem Todfeind Müntzer seinen (schein-)theologisch begründeten Antisemitismus und Antiislamismus.
Dokumentarfoto 3 - Katharinenkirche












Zwickau gilt somit also zu Recht als heimliche Geburtsstadt des deutschen Nationalsozialismus!
Und das ist kein Wunder:
Zeigt das Stadtwappen von 1118 bereits einen Mohren.
Und dieser St. Moritz, der legendäre Gründer der Stadt, dem viele Jahrhunderte später der Sarotti-Mohr nachempfunden wurde, steht im schrillen Kontrast zu den persilweißen Schwänen! 
Dokumentarfoto 4



 












Die Ikonographie verrät uns die wahren Ursachen des Neonazismus: Die ohne weiteres optisch erkennbare naturgegebene Spannung zwischen Schwarz und Weiß.

N.B. Übrigens bildet die Stadt Zwickau keine Ausnahme. Mit ein klein wenig Ortskenntnis kann man jede deutsche Stadt zum Brutkasten des Rechtsextremismus hinbiegen und so die wahren, die in der Ausbeuter-und Unrechtsgesellschaft Bunte Republik Deutschland zu suchenden, Gründe für ihn mausetot schweigen.

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