Mittwoch, 14. April 2010

Die traumatisierte Gesellschaft

Wir sind alle traumatisiert.
Wenn früher ein naher Verwandter starb, dann trauerte man um den Verlust - und Trauer ist ein heilsamer Prozeß, heute hat man ein Trauma und muß zur Therapie.
Aber nicht nur existentielle Ereignisse traumatisieren uns (angeblich), wir werden geschieden und haben ein Trauma, wir werden betrogen und haben ein Trauma...und haben wir keine aktuellen Traumata, dann werden halt jene der Kindheit (angeblich) hochgeholt, der eine hat ein Trauma, weil seine Mutter ihn zu lang, der andere, weil sie ihn zu kurz stillte, da entdecken Frauen plötzlich ihren Haß auf Männer, weil sie (angeblich) in ihrer Kindheit traumatisiert wurden, da ihr Großvater sie mal an die Schulter faßte, und Männer werden aus ähnlichem Unsinn heraus schwul.
Traumata sind Realität. Sie werden konstruiert, sie werden den Menschen eingeredet, um sie unmündig zu halten & ganz nebenbei: die Industrie der sogenannten Seelenklempner lebt davon & dennoch, obwohl es keine Traumata per se gibt, sind die meisten von uns traumatisiert und leiden darunter.
Alles, was vorstellbar ist, ist Realität (C.G.Jung)... Und über Jahrzehnte haben wir uns vorgestellt, es gebe de facto Traumata, also sind sie zur Realität geworden. Und es fällt schwer, diese Realität abzustreifen und durch eine andere vielleicht gesündere zu ersetzen.
Ich selbst habe mich jahrelang traumatisiert gefühlt. Damals als ich noch ein eindimensionaler Mensch war und nur eine einzige Wahrheit und eine einzige Realität kannte, da war auch für mich jene Realität die einzig wahre, zu der uns die Gesellschaft seit unserer frühesten Kindheit an hin manipuliert, jene Realität, in der Besessenheit Schizophrenie heißt...und in der eben ganz normale Prozesse wie der Inkarnationswechsel eines geliebten Menschen ein angebliches Trauma in uns hinterlassen (können).
Nun, dank meiner Sensitivität hielt ich als Kind der Manipulation zu der allgemein von der Gesellschaft vorgeschriebene Realität länger stand als es wohl normal ist, bis zu meinem siebenten Lebensjahr lebte ich in Parallelwelten, geriet dabei immer mehr in Isolation und Verwirrung, so daß ich beschloß, normal zu werden, d.h. nur die eine von vielen Realitäten als die einzig wahre hinzunehmen und anzuerkennen.
Mit dem Verschließen vor den anderen sechs (so die meisten Schamanen, ich kenne insgesamt nur drei) Realitäten legte ich mich auf die Welt des Scheins fest, auf eine Welt, die sich von Ängsten versklaven läßt, in der der Tod z.B. etwas Schreckliches ist, etwas Pathologisches, was den betroffenen Hinterbliebenen krank macht, eben traumatisiert. Eine Welt kurz, die von der kalten Ratio beherrscht wird, eine Welt, in der Ängste zu Traumata führen können, ja, für viele - die davon profitieren - müssen.
Vor ein paar Jahrzehnten, da dachte sich die Industrie der Geisteskranken einen neuen Geniestreich aus: Traumata führen u.U. zur Bewußtseinsspaltung... Als ließe sich das menschliche Bewußtsein wirklich spalten! Und ein paar staats- und gesellschafttragende Geisteskranke dachten sich sogar ein Krankheitsbild Multiple Persönlichkeit aus.
Ein weites Feld tat sich der Industrie der Geistesschwachen auf, Traumata über Traumata! & alle mußten sie therapiert werden. Im guten Glauben, daß traumataverursachende Ängste die Welt (und nicht nur ihre eindimensionale Realität) beherrschen wurde auf Teufel komm raus therapiert, ungezählte Menschen wurden dabei in den echten Wahnsinn getrieben, ungezählte Ehen, Familien zerstört... Im guten Glauben an ihre Realität, eine Realität, die erst jene Ängste und Traumata geschaffen hat, in diesem guten Glauben kann kein einziger Therapeut auch nur ein Trauma beseitigen, denn dann müßte er die zugrundeliegenden Ängste ad absurdum führen (wie wir es tun). Indes bilden doch Ängste gerade die Grundlage der Existenz seiner Realität...
In der Geschichte war C. G. Jung der erste Psychiater, der diese seine Realität in Frage stellte, um Menschen wirklich heilen zu können...
Ist man einmal in einer Realität angekommen, so fällt es schwer, aus dieser nicht nur herauszukommen, ja selbst aus ihr herauszublicken...* Ich war jahrelang traumatisiert. Ich war traumatisiert, weil ich jahrzehntelang alle Kontakte mit anderen Realitäten vermied und eben in jener Realität lebte, in der es Ängste und Traumata gibt.
Das Leben in verschiedenen Realitäten ist nicht leicht.
Ich habe viele Jahre auf einen angstfreien Zustand hingearbeitet. Nun habe ich ihn erreicht, mit dem Erfolg, daß jene Realität, in der Ängste herrschen, mir völlig gleichgültig geworden ist.
Angst ist die Triebfeder dieser Gesellschaft. Hat man Angst, so muß man ihre Spielregeln befolgen, auf die eine oder andere Art. Fällt diese Angst weg, haben wir keine Angst mehr vor den Folgen eines Regelverstoßes für unser Wohlbefinden, ja, für unser Leben, so wird dieses Leben in eben jener Realität, deren Grundlage die Angst bildet - und das ist die Schattenseite des Ganzen - unerträglich langweilig.
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* Sogenannte Autisten z.B. haben sich in ihrer Kindheit auf eine andere Realität als die normale festgelegt, es sind keine Kranken...

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