Freitag, 9. Dezember 2011

Ist denn heute schon Sylvester?

Als Kinder machte es uns einen Heidenspaß, Sylvesterböller in Briefkästen zu stecken. Dieser infantilanarchistische Streich sollte indes nicht unbedingt den Inhalt derselben zerstören. Daran dachten wir gar nicht, auch nicht, welchen Ärger es für das eine oder andere unserer Opfer u. U. bringen könnte, ginge auf diese Art und Weise wichtige Post verloren. Unser Ziel war es vielmehr, mittels einer relativ geringen Menge Schwarzpulver die uns aus welchen heute unerfindlichen Gründen auch immer störenden Metallkästen zu zer-stören.
Es gelang natürlich nicht. Nicht einmal dazu reichte die Sprengkraft unserer Waffen...
Später erfuhr ich, daß bereits in den 40er Jahren des 19.Jahrhunderts ein gewisser Michail A. Bakunin und sein sächsischen Freund, der passionierten Brieftaubenzüchter Richard Wagner, zusammen anarchistische Experimente mit Hilfe der Postboten jener Zeit unternahmen.
Beweisfoto

Die Versuche scheiterten kläglich. Die Veranstalter derselben wurden zum Tode verurteilt.
Es gelang ihnen, wie wir alle wissen, der Vollstreckung durch Flucht zu entgehen. Mit verhängnisvollen Folgen für den Sachsen. Nicht nur, daß dieser Richard Wagner nach Bayern ins Exil ging, vielmehr wurde er größenwahnsinnig, germanophil, Vegetarier und als solcher natürlich Antisemit (Diese perversen Juden fressen sogar Tauben!, Originalzitat um 1870)...

Unsere beiden Beispiele zeigen nicht nur, daß die Post und ihre Boten (ob mit oder ohne Flügel spielt dabei kaum eine Rolle) für den Transport explosiver Inhaltsstoffe äußerst ungeeignet sind, sondern auch und besonders, daß der Mensch per se nicht aus der Geschichte lernen kann (oder will)...
Oder weshalb sonst glauben die Hobbyanarchisten der Federatione Anarchica (sic!) Informale sie könnten mehr erreichen, als sich lächerlich zu machen, wenn sie Briefe mit einer Messerspitze Schwarzpulver an Mafiabosse und Aparatschiks versenden? Oder ist es symbolisch gemeint, will die FAI vielleicht Menschen, die sich auf einem ähnlich niedrigem Intelligenzniveau wie sie tummeln, darauf hinweisen, daß die Ackermänner und
co(mplici) nicht nur Dreck an ihren Stecken sondern auch schmutzige Hände haben?
Gemach! (um Richie Wagner zu zitieren)
Nehmen wir das Beste an & unterstellen wir der FAI, diese pubertären Scherze sind ihre Art Sylvester zu feiern.
Mit Anarchismus - wie es die dafür bezahlten Stimmen der Polizeistaaterbauer verkünden - hat das allerdings nichts zu tun. Nicht zuletzt dank Internet gibt es für den jungen progressiven Kämpfer heute wirklich bessere, effektive Methoden, die Kriminellen, die die Welt beherrschen, zu bekämpfen... Wir werden darauf zurück kommen (müssen).

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