Montag, 7. März 2011

AufGelesen - Fidel Castro über die Lügen der gleichgeschalteten Medien und die Rolle des USA-Terrorismus in Libyen

Es ist immer wieder erfreulich, nicht nur Zigarrenraucher zu sehen sondern dabei auch auf Texte zu stoßen, die wir gerade schreiben wollten und die uns ein anderer mit Durchblick in den Grundzügen vorausnahm.
Dieses in Auszügen wiedergegebenes Beispiel entnehmen wir mit Dank der website von IRIB:
Fidel Castro veröffentlichte folgende »Reflexion« unter dem Titel »Der unvermeidliche Krieg der ­NATO« mit Datum vom 2. März, 20.19 Uhr kubanischer Zeit.

Im Unterschied zur Situation in Ägypten und Tunesien nimmt Libyen den ersten Platz im Human Development Index Afrikas ein und hat die höchste Lebenserwartung des Kontinents. Bildung und Gesundheit erfahren besondere Aufmerksamkeit durch den Staat. Das Kulturniveau seiner Bevölkerung ist zweifellos sehr hoch. Seine Probleme sind von anderer Art. Der Bevölkerung mangelt es nicht an Nahrungsmitteln oder elementaren sozialen Dienstleistungen. Das Land wirbt viele ausländische Arbeitskräfte an, um seine ehrgeizigen Ziele in der Produktion und in der sozialen Entwicklung zu erreichen.
Daher bietet es Beschäftigung für Hunderttausende Arbeiter aus Ägypten, Tunesien, China und anderen Ländern an. Es verfügt über enorme Einnahmen und Reserven in konvertierbarer Währung, die in den Banken der reichen Ländern lagern. Mit ihnen erwirbt es Konsumgüter und sogar hochentwickelte Waffen, die von eben den Ländern geliefert wurden, die jetzt im Namen der Menschenrechte einmarschieren wollen.

Die kolossale Lügenkampagne, die von den Massenmedien entfesselt wurde, hat in der öffentlichen Meinung weltweit Konfusion hervorgebracht. Es wird einige Zeit vergehen, bevor rekonstruiert werden kann, was tatsächlich in Libyen vor sich ging, und die wirklichen Ereignisse von den gefälschten, über die breit berichtet wurde, unterschieden werden können.
...

Ohne Zweifel: In den Gesichtern der jungen Menschen, die in Bengasi protestierten – Männer wie Frauen, mit Schleiern und ohne – war wirkliche Empörung zu sehen. Man kann den Einfluß der Stammeskomponente in diesem arabischen Land festhalten, ungeachtet dessen, daß 95 Prozent der Bevölkerung dem islamischen Glauben folgen.
Der Imperialismus und die NATO sind ernstlich besorgt über die revolutionäre Welle, die in der arabischen Welt ausgelöst wurde. Sie produziert einen großen Teil des Öls, das die Konsumökonomie der entwickelten und reichen Länder aufrecht erhält. Daher dürfte die Gelegenheit nicht ungenutzt gelassen werden, um in Anbetracht des inneren Konflikts in Libyen eine Intervention voranzutreiben. Die Erklärungen der Vereinigten Staaten waren in dieser Hinsicht von Anfang an klar.
Die Umstände könnten nicht günstiger sein. Die republikanische Rechte versetzte in den Novemberwahlen Präsident Obama, einem Fachmann für Rhetorik, einen heftigen Schlag. Die faschistische Gruppierung »Auftrag erfüllt«, die ideologisch von der extremistischen Tea Party unterstützt wird, reduzierte die Möglichkeiten des amtierenden Präsidenten auf eine lediglich dekorative Rolle. Dabei sind sogar sein Gesundheitsprogramm und die zweifelhafte Erholung der Wirtschaft in Gefahr aufgrund des Haushaltsdefizits und des unkontrollierten Ansteigens der staatlichen Schulden, die alle historischen Rekorde gebrochen haben.
Trotz der Lügensturzflut und der dadurch geschaffenen Verwirrung waren die USA nicht in der Lage, China und Rußland im UN-Sicherheitsrat zur Zustimmung zu einer Intervention in Libyen zu bewegen – obwohl sie im Menschenrechtsrat ihre momentanen Ziele erreichten. Was eine militärische Intervention angeht, erklärte die Außenministerin in Worten, die nicht den leichtesten Zweifel lassen: »Keine Option ist vom Tisch.«
Tatsache ist, daß Libyen in einen Bürgerkrieg verwickelt ist – wie wir vorhergesehen hatten – und daß es nichts gibt, was die UNO hätte tun können, um ihn zu vermeiden, ausgenommen daß ihr Generalsekretär eine gute Dosis Benzin ins Feuer goß. Das Problem, das sich diese Akteure wahrscheinlich nie vorstellten, ist, daß die Führer der Rebellion selbst mit der Erklärung in die komplizierte Lage platzten, daß sie jede ausländische militärische Intervention zurückweisen. Verschiedene Nachrichtenagenturen berichteten, daß Abdel Hafis Ghoga, der Sprecher des Libyschen Nationalrates, am Montag, dem 28.Februar, erklärte, daß »der Rest Libyens vom libyschen Volk befreit werden wird.« »Wir zählen auf die Armee, um Tripolis zu befreien«, versicherte Ghoga und kündigte die Bildung eines »Nationalrates« an, der die in der Hand der Aufständischen befindlichen Städte repräsentieren sollte. »Was wir wollen, sind Aufklärungsinformationen, aber auf keinen Fall, daß die Souveränität unseres Luftraums, des Lande oder des Meeres berührt wird«, fügte er während eines Treffens mit Journalisten in dieser Stadt 1000 Kilometer von Tripolis entfernt hinzu. »Die Kompromißlosigkeit der Oppositionsführer in Fragen der nationalen Souveränität spiegelt die spontan gegenüber der internationalen Presse zum Ausdruck gebrachte Meinung vieler libyscher Bürger in Bengasi wieder«, hieß es in einem AFP-Bericht am vergangenen Montag.

Beispiel Irak


Am selben Tag erklärte Abeir Imneina, Professorin für Politikwissenschaften an der Universität von Bengasi: »Es gibt ein sehr starkes Nationalgefühl in Libyen.« »Darüber hinaus erschreckt jeden in der arabischen Welt das Beispiel des Irak«, unterstrich sie mit Blick auf die US-Invasion 2003, die Demokratie in das Land bringen sollte und dann – durch Ansteckung – in die ganze Region, eine Hypothese, die durch die Tatsachen komplett dementiert wurde. Die Professorin fuhr fort: »Wir wissen sehr gut, was im Irak geschah, der sich in voller Instabilität befindet, und wir wünschen wahrhaftig nicht, diesen Weg zu beschreiten. Wir wollen nicht, daß die Nordamerikaner kommen mit dem Ergebnis, daß wir das Ende der Herrschaft Ghaddafis bedauern müssen.« Aber laut Abeir Im­neina gibt es »zugleich das Empfinden, daß dies unsere Revolution ist und daß es an uns ist, vorwärtszukommen«.

Nur wenige Stunden nach Veröffentlichung dieses Berichts beeilten sich zwei große US-Zeitungen, The New York Times und The Washington Post, neue Versionen zu diesem Thema zu verbreiten, wie die Nachrichtenagentur dpa am folgenden Tag, dem 1. März, berichtete: »Die libysche Opposition könnte den Westen bitten, Luftschläge auf strategische Positionen der Kräfte, die loyal zu Muammar Al-Ghaddafi stehen, zu unternehmen, erklärt die US-Presse heute.« Die Frage wurde – laut den Onlineausgaben von New York Times und Washington Post – im Libyschen Nationalrat diskutiert. Die New York Times hält fest, daß diese Diskussionen die wachsende Frustration der Rebellenführer erkennen lassen angesichts der Möglichkeit, daß Ghaddafi wieder die Macht übernimmt. »Falls Luftschläge im Rahmen der Vereinten Nationen erfolgen, würden dies keine internationale Intervention einschließen«, erläuterte der Sprecher des Rates laut Zitat der New York Times. »Der Rat setzt sich aus Anwälten, Akademikern, Richtern und prominenten Mitgliedern der libyschen Gesellschaft zusammen.« Im Bericht heißt es: »Die Washington Post zitierte Aufständische, die anerkennen, daß Kämpfe mit den Ghaddafi-loyalen Streitkräften ohne westliche Hilfe lange Zeit dauern könnten und eine große Zahl an Menschenleben kosten würden.«

Angriffspläne

Es ist auffällig, daß in dem Bericht nicht ein Industrie-, Land- oder Bauarbeiter erwähnt wird, irgend jemand, der mit materieller Produktion verbunden ist, oder jemand von den Studenten oder Mitkämpfern, die in den Demonstrationen zu sehen waren. Warum gibt es solche Bemühungen, die Aufständischen als prominente Mitglieder der Gesellschaft zu präsentieren, die US- und NATO-Luftschläge fordern, um Libyer zu töten? Eines Tages wird die Wahrheit bekannt werden – durch Menschen wie die Professorin der Politikwissenschaften der Universität von Bengasi, die mit solcher Beredsamkeit von der schrecklichen Erfahrung erzählte, wie Menschen im Irak getötet wurden, ihre Häuser zerstört und wie Millionen arbeitslos und zur Emigration gezwungen wurden...
All jene, die noch einen Zweifel an der unvermeidlichen Militärintervention hegen, die in Libyen stattfinden wird, sollten einen heute (2.März– d.Red.) Bericht der Nachrichtenagentur AP, die ich für gut informiert halte, registrieren, in dem bestätigt wird: »Einige NATO-Länder entwerfen Eventualpläne nach dem Modell der Flugverbotszonen über dem Balkan in den 90er Jahren für den Fall, daß die internationale Gemeinschaft entscheidet, ein Luftembargo über Libyen zu verhängen, erklärten Diplomaten.« Kommen wir zum Schluß: »Die Diplomaten, die nicht genannt werden wollten aufgrund der Sensitivität des Gegenstandes, erklärten, die in Erwägung gezogenen Optionen folgten dem Modell der Flugverbotszone, die vom Militärbündnis des Westens 1993 mit einem UN-Mandat über Bosnien eingerichtet wurde... und nach dem Modell des NATO-Luftangriffs gegen Jugoslawien (über Kosovo) 1999, als sie kein Mandat hatte.« …

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