Samstag, 4. Juni 2011

Selten so gelacht! oder: Das gibt es wirklich nur in der Bunten Republik Deutschland

In der deutschen Ausgabe von Colin Wilson Das Okkulte - und zwar in der 1.Auflage des März-Verlages (Berlin usw.) von 1982 auf Seite 208 ist zu lesen:
Bemerkenswert ist..., daß die Homosexualität - bei den primitiven Stämmen selten oder nicht existent - in der Geschichte der westlichen Zivilisation erst eine Rolle zu spielen scheint, seit der Mensch in Städten zu leben begann. (Die Experimente des Psychologen John B. Calhoun, bei denen Ratten gezwungen wurden, auf übervölkertem Territorium zu leben und sich fortzupflanzen, ergaben, daß die Ratten, wenn sie in >Slums< zusammengedrängt wurden, homosexuelles Verhalten entwickelten.) 1

Diese Äußerung, die in dem durchaus lesenswertem 800-Seiten Werk Wilsons (das vor allem unter der - zu seiner Entschuldigung sei's betont - 60er-, 70er-Jahrekrankheit des vorigen Jahrhunderts leidet, auch dort kausale Zusammenhänge sehen zu wollen, wo sie weißgott und de facto nicht bestehen) im Gegensatz zu vielen anderen historisch korrekt ist, erregte den Anstoß des bunten deutschen Lektors und veranlaßte ihn zu einer eigenen Fußnote:
1 Anm. d. Lektors: Alles wollen wir nun doch nicht glauben, Mr. Wilson.

Gibt es ein schöneres und lustigeres Beispiel dafür, wie ein korrekter deutscher Verlagsmitarbeiter sich quasi gezwungen sieht, unautorisiert und völlig inakzeptabel in das Werk eines anderen einzugreifen, weil ihm sein religiös-fanatischer Liberalfaschismus quasi befiehlt, einer von ihm als blasphemisch empfundene Äußerung zu widersprechen?
Heil Homosexualität! fällt mir dabei nur ein...doch da diese, wie Wilson richtig bemerkt, eine Zivilisationskrankheit ist (und ebensowenig eine Auszeichnung wie Krebs oder Pocken), könnte man die Anspielung auf andere Faschisten auch als eine in unkorrektem Deutsch vorgebrachte Bitte an einen Arzt oder Therapeuten miß- oder gerade richtig verstehen.

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