Montag, 28. Juni 2010

In Würde altern...oder: "Time is on my Side"

Mitte August gastiert Leonard Cohen in der Berliner Waldbühne. Es hat schon etwas Komisches, wenn ein 75jähriger die verlorenen Träume seiner Jugend in die Gegenwart hinein beschwört & in naher Zukunft vielleicht im Rollstuhl den gleichen gipsy-boy von 1970 mimt, dessen Vorstellung von Romantik noch immer darin zu bestehen scheint, mit unverstandenen Prostituierten near the river Tee zu trinken...
Gut. Vielleicht gewinnt ja beim Publikum die Nostalgie über die Komik & schließlich tanzt man doch mit Opa-Cohen to the end of the street...
Es ist traurig, wie viele einstige Idole der 60er, 70er Jahre in dieser Epoche, die unsere Jugend prägte, stehen geblieben sind, ihre Fans offenbar auch.
Die Stagnation von Leonard Cohen und anderen mag komisch wirken, die Entwicklung eines Mick Jagger hingegen nur noch lächerlich. Jagger galt in den 70erJahren nicht nur als Rebell, vielmehr war er einer der ersten, die den Jugend-Wahn fröhnten, er machte sich über alternde Musiker lustig und verkündete, sein Traum wäre, mit 30 Jahren bei einem Flugzeugabsturz zu sterben.
Mick Jagger heute (67) hat sich über 40 Jahre das gleiche Bühnen-Image erhalten, seine Auftritte sind an Lächerlichkeit kaum noch zu überbieten. Höhepunkt einer unglaublich unglaubhaften Karriere ist Jaggers Performance als Zuschauer bei der Fußball-WM in Südafrika, in trauter Einigkeit sitzt der Ex-Rebell neben einem USA-Ex-Präsidenten, statt Street Fighting Man ertönt aus seinem Munde ein lautes God Save the Queen...
Die letzten Auftritte von Odetta (IM ROLLSTUHL) waren vom gleichen Charisma erfüllt wie ihre Konzerte in früheren Jahren. Odetta legte nie Wert auf ein Image, zuletzt auf das des/der Berufsjugendlichen, sie gab sich nie als gipsy girl, empfand (auch als es Mode war!) nie Sympathy for the Devil, war und bleib dagegen immer sie selbst und als solche glaubwürdig... & Vielleicht ist das der Punkt: Man kann ein Image nicht bis ins hohe Alter hinein konservieren, Glaubwürdigkeit indes ist alterslos...
Ich hielt nie sehr viel von Johnny Cash...bis ich seine letzten Konzerte sah (auf Video), Cash war bereits todkrank, ihm blieb manchmal die Stimme weg, doch er war sich seines Alters bewußt und strahlte trotz seiner persönlichen Trauer ein großartige Freude aus, noch immer mit seiner Musik andere erfreuen zu können. Cash wurde nur 71, wirkte aber wegen seines Lungenkrebses und dem Tod von June Carter zehn Jahre älter. Am 11.September 2003 saß er noch (im Rollstuhl) im Plattenstudio bei der Aufnahme neuer Songs, am 12. starb er.

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