Mittwoch, 10. Februar 2010

Der heimliche Retter der Katholischen Kirche

Nach der endgültigen Kirchenspaltung von 1054 mußte die Westkirche Stärke beweisen.
Der erste Akt war der Aufruf Urban II. (1095) zur Befreiung des Heiligen Landes aus den Händen der Ungläubigen, der zum ersten Kreuzzug führte.
Zur Festigung der inneren Struktur wurde das Purgatorium (Fegefeuer) erfunden, was gleichzeitig die Aufwertung des Teufels nach sich zog.
Die unbeabsichtigte Nebenwirkung war die Renaissance dualistischer Glaubensströmungen, die vor allem in Südfrankreich zur Abspaltung der Kirche der Katherer (gr. Die Reinen, abgeleitet: Ketzer) führte.
Speziell zur Bekämpfung dieser Häresie wurde die Inquisition ins Leben gerufen.
Die Kreuzzüge hatten sich spätestens 1204 zu Raubzügen entwickelt, die das Ansehen der allein seelig machenden Kirche wenig förderten.
Die Katherer waren um 1300 ausgerottet.
Das ganze 14. Jahrhundert war geprägt von Klimakatastrophen, sich diesen anschließenden Mißernten; Hungersnöte und Pest-Epidemien dezimierte die Menschheit in Europa um mindestens 50%... Zum ersten Mal seit Jahrhunderten verhungerten Christen der westlichen Welt.
Bußprediger traten auf, Chiliasten, die den bevorstehenden Weltuntergang predigten...und der Inquisition mangelte es nicht an Arbeit.
In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts trat eine Ermüdung ein, die Kirche hatte keine Herausforderung mehr, der Sittenverfall innerhalb des Klerus erreichte seinen Höhepunkt, die Hauptbeschäftigung der Päpste war es, die bildenden Künste zu fördern...
Selbst die Inquisition dümpelte von einer langweiligen Hexenverfolgung zur nächsten...--- Die katholische Kirche verfiel der Agonie, so dachte der junge Papst Leo X., dem seine Familie schon als 13jähriger den Kardinalshut gekauft hatte.
& dieser Giovanni de Medici, der 1513 zum Papst gewählt wurde, entstammte nicht von ungefähr einer der ältesten Kaufmannsfamilien Florenz. Leo X. hatte weißderteufel nichts gegen Michelangelo, Leonardo oder Raffael, doch ihm fehlte in seinem Amt der gewisse Pepp (Computerspiele wurden erst viel später erfunden)...
Konkurrenz belebt das Geschäft, zitierte Leo X. immer wieder den Leitsatz seiner Familie im Stillen. Und er las in der Geschichte seiner Kirche, ja, immer dann war sie groß gewesen, wenn sie auf ihre Feinde hauen und stechen konnte...
Die Kreuzfahrer waren geschlagen, Byzanz zu weit weg, die Katherer ausgerottet... Was tun? zitierte Leo unbewußt den Gott der Marxisten-Leninisten... Den letzten kleinen Tumult hatte er als Kind in Florenz miterlebt, als Savonarola dort für ein paar Tage die Macht an sich gerissen hatte & schlußendlich auf dem Scheiterhaufen gelandet war... Nein, dieses Mönchlein war keine Herausforderung gewesen, ebensowenig ein Petrus Waldes oder die Zwickauer Propheten...
Und der Papst träumte: Er sah einen Konkurrenten zu seiner geliebten, fast schon im Sterben liegenden Heiligen Katholischen Kirche auferstehen, eine Kirche, die mächtig genug war, seine herauszufordern, aber - eben als Produkt dieser - keine Chance hatte, eines Tages über seine Kirche zu triumphieren (dies dachte Leo ohne daß er S. Mrozeks Drama Polizei kannte, ja, das gesammte Theaterschaffen des 20.Jahrhunderts war dem Papst unbekannt!)...
Wo sollte diese Konkurrenz herkommen? fragte sich der Medici-Papst ganz pragmatisch kaufmännisch. Die Dominikaner waren zu klug, um sich für eine Scheinrevolution mißbrauchen zu lassen, die Franziskaner zu dumm... Die Augustiner?
Bingo! Und wer hatte die meisten Einwände gegen die Politik Roms? Die deutschen Fürsten. Also mußte ein deutscher Augustinermönch her, der bigott und korrupt genug war, die Fürsten für seine Kirchenspaltung zu gewinnen...
Die größte Schwierigkeit bestand darin, einen Mönch zu finden, der in gewisser Weise tugendhaft und ehrlich war, nicht schwul, nicht pädophil, nicht geldgeil...- Freßsüchtig konnte er durchaus sein, das waren die meisten Mönche, egal welchen Ordens...
Leo X. ließ heimlich nach Kandidaten forschen, er wurde fündig, dieser Martinus Luther war zu allem Überfluß auch noch so meschugge, in eine Nonne verliebt zu sein...--- Nun gut, soll er meinetwegen auch das Zölibat abschaffen, dachte der Medici-Papst, Hauptsache er führt uns dorthin, wo ich ihn haben will...
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Martin Luther erfuhr die Hintergründe seiner Reformation genannten Kirchenspaltung nie, manchmal im Alter wunderte er sich, daß er nicht auf den Scheiterhaufen verbrannt worden war, aber er war zu eitel und selbstgefällig, um hinter seinem Werk das Wirken eines anderen zu sehen.
Kaum war die Kirchenspaltung vollzogen, schon begannen die ersten Religionskriege.---
Leo X. schaute vom Himmel aus zu und er freute sich, wie die Menschen sich in den folgenden Jahrhunderten im religiösen Eifer ergingen, daß sie vor lauter Ja Katholizismus! und Ja Protestantismus! vergaßen, daß es auch eine dritte Möglichkeit gab.
Die Meta-Wissenschaft ist sich einig, daß Papst Leo X., indem er die Spaltung seiner Kirche betrieb, diese vor ihrem Untergang rettete...
Indes: Keine Kirchengeschichte würdigt diesen Giovanni de Medici bis heute ausreichend. Er war und ist der heimliche Retter der katholischen Kirche.

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