Mittwoch, 30. September 2009

Zum Fall Polanski

Kaum ist Obama im Amt und schon wird Polanski verhaftet.
Die Geschichte von Barack Obamas Jugendtrauma ist ja bekannt, alle redeten damals über Rosmarys Baby und die christlich strenge moralische Erziehung, die unser Barack genoß, hinderte ihn daran, sich den Ratet-R-Film heimlich anzuschauen. Aus jener Zeit, Obama war 8 1/2, resultiert sein Messias-Wahn. Bis heute glaubt der schwarze Mann im Weißen Haus, der Teufel lebe unter uns und würde unschuldige Christinnen oder Christinen verführen wollen, damit die in Teheran gesäte Saat des Bösen sich über seine freie Welt ergösse.
Daß Obamas Schergen die Gelegenheit ergriffen, nun einen 30 Jahre alten Haftbefehl gegen Roman Polanski zur Vollstreckung bringen zu lassen - obendrein noch in der Schweiz (Jack Nicholson, Harrison Ford und Johnny Depp erklärten heute einstimmig, in Zukunft keinen Schweizer Käse mehr essen zu wollen!) - ist aus der Sicht der Traumapflege des USA-Vorstehers verständlich.
Doch nicht nur Obama ist traumatisiert.
Was ist mit Polanski?
In den USA kann Polanski ob seiner Jugendsünde noch immer für max. 50 Jahre ins Gefängnis gehen, in fast allen anderen Ländern ist die Straftat verjährt. Außerdem hat Polanski für seinen Film Der Pianist in Europa einschließlich Israel einen Persilschein bekommen. Und drittens wäre für jeden Gerichtspsychologen hierzulande die Vergewaltigung einer 13jährigen das Produkt einer Übertragung, die Manson-Kids, die Sharon Tate samt Embryo abstachen, waren auch nicht viel älter als 13 oder sahen zumindest so aus. Gewissermaßen strafverschärfend kommt hinzu, daß Polanskis Mutter 1942 im sechsten Monat schwanger nach Auschwitz kam...--- Die Tragödie seiner Mutter wiederholte sich quasi an seiner Ehefrau (egal ob die Manson-family das wußte oder nicht).- Kein deutsches Gericht würde Polanski also verurteilen.
Andererseits: Polanski gab selbst zu, daß er mit seinen Filmen, die Manson-family provoziert hätte, er hatte Jahrzehnte Schuldgefühle (vielleicht heute noch). Traut man so jemanden überhaupt eine Vergewaltigung zu? Wenn wirklich, so muß Polanski eine quasi diabolische Seele haben...- Dafür spricht, daß Rosmarys Baby gewissermaßen die Verfilmung der Tragödie seiner Herkunftsfamilie ist, dagegen spricht, daß Rosmarys Baby die Aufarbeitung seiner Kindheit ist...???
Was den an sich grottenschlechten Film berühmt gemacht hat, ist sicher auch das Autobiographische, was man zwischen den Zeilen spürt, ohne daß man etwas über die Vita des Regisseurs wissen muß...
Wenn man so will ist Polanski mehrfaches Opfer von sinnloser (in diesem Fall wirklich sinnlosester) Gewalt geworden, seine schwangere Mutter wurde aufgrund ihrer Rasse von Rassisten umgebracht, seine schwangere Ehefrau aufgrund der Zugehörigkeit zu einer priviligierten Gruppe. Traut man ihm wirklich zu, es auch nur annähernd den Nazis und der Manson-family nach- oder gleichzutun? Aber er hat ja wohl gestanden...
Erschreckend ne wahr?

Vielleicht war aber Polanski lediglich zu sehr mit Drogen zugedröhnt, um Realität und Fantasie unterscheiden zu können, vielleicht hielt er sein Opfer für ein Mitglied der Manson-family (Photo) und probte quasi seinen Rachefilm mit ihm? Dieses Opfer, Samantha Geimer, hat dem umstrittenen Regisseur inzwischen öffentlich verziehen und fordert eine Strafbefreiung.
Wer also hat Interesse, Polanski für ihn auf jeden Fall lebenslang einzusperren? Der US-Pöbel, dessen Kinder in Afghanistan, im Irak und überall auf der Welt, wo sie als Friedenssoldaten auftauchen, morden, plündern und vergewaltigen, dieser verklemmpte pietistisch-sadistische Pöbel verzeiht keine Jugendsünde, zumal wenn diese etwas mit Sex zu tun hat, er will Polanski hinter Gittern sehen...
Der Fall Polanski zeigt nicht zuletzt wie bigott das System des US-Terrorismus und seine Anhänger sind.
Natürlich sind die Proteste gerechtfertigt und gerecht, die die Freiheit und das Ende der Verfolgung Polanskis fordern. Darüber muß man als normaler Mensch gar nicht diskutieren.

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