Mittwoch, 14. Oktober 2009

Ein Stütze der Gesellschaft

Stellen Sie sich vor, Sie werden in der DDR-Provinz geboren und ihre Eltern geben Ihnen den dümmlichen Namen Thilo. Sie laufen als Kind Spießruten und werden von allen Maiks oder Jakelins ob Ihres antiquierten Vornamens veräppelt. Dann entführen Sie ihre Eltern nach den Westen, Ihre Mitschüler sind zwar dümmer als die im Osten, sind aber von der allgemeinen Ausländerfeindlichkeit ihrer Gesellschaft so stark geprägt (siehe Tagesschau der Zeit: Asylantenschwämme), daß sie sich nun über Ihren Nachnamen lustig machen. Einer von diesen Rüpeln hat nämlich aufgeschnappt, daß die Türken früher Sarazenen hießen...--- Und nun stehen Sie da, fern der sozialistischen Heimat, in der Sie ihren Vornamen verfluchten, und müssen erkennen, daß Ihr Nachname Sarrazin Sie dem Pöbel noch mehr befremdet. Türke putz die Tafel ab... Türke hol Zigaretten! --- Das sind die harmlosesten Schikanen, an die Sie sich erinnern, wenn Sie an ihre Kindheit denken...
Wer will es Klein-Thilo verdenken, daß er des nachts heulend im Bett sich schwört, es diesen Prols und Türken eines Tages heimzuzahlen? Wir sind in Deutschland, da lernt man es nicht anders...
Thilo setzt alles daran...und, ja, er macht Karriere. Nicht bei der NPD, die ist ihm nicht mächtig genug, nein, seine Eltern haben ihr Vaterland verraten, also Grund genug für Thilo, Karriere bei der Partei der Arbeiterverräter zu machen. Thilo studiert, er wird führender Wirtschaftsboss, als Finanzsenator Berlins schließlich trägt er durch seine berüchtigte Sparpolitik zur Verelendung von Tausenden bei, er selbst besitzt 48 Nebenjobs, und er freut sich (un-)heimlich über jeden einzelnen, den er dank seines schwulen Chefs und Freundes ruinieren kann. Schließlich wird er Vorstandsmitglied der deutschen Bundesbank und als dieser kann er noch mehr von denen, die er verachtet, kann er noch mehr Menschen ruinieren.
Mir kann keiner, denkt er, wird dreist und dreister - und tappt munter in die Falle des Alibi-§130 der Pseudoliberalen: In einem Interview fallen Äußerungen, die Sarrazin kurzzeitig der Volksverhetzung verdächtig machen. Er wird nicht angeklagt werden, aber der gute Ruf ist dahin und seine Karriere erhält (vorläufig, wie sind noch immer in der Grafschaft Lambsdorff) einen Knick.

Der wahre Skandal sind nicht die Äußerungen Sarrazins (Jeder, der bei uns etwas kann und anstrebt, ist willkommen; der Rest soll woanders hingehen. oder Ich muss niemanden anerkennen, der vom Staat lebt, diesen Staat ablehnt, für die Ausbildung seiner Kinder nicht vernünftig sorgt und ständig neue kleine Kopftuchmädchen produziert...), in jeder Prol-Kneipe kann man ähnliches hören.
Und auch wenn die Äußerungen Sarrazins über sogenannte HartzIV-Empfänger menschenverachtend sind, so muß man sie in all ihrer Dummheit aus Ausdruck einer freien Meinungsäußerung erdulden.
Der wahre Skandal ist die Karriere dieses Thilo Sarrazin: Von Anfang an ist sie begleitet von seiner Menschen- und insbesondere Ausländerverachtung. Die Verachtung anderer aber ist immer Zeichen sozialer Unintelligenz und menschlicher Dummheit.
Thilo Sarrazin entspricht dem Klischee, das Lieschen Müller von einem NPD-Politiker hat. Nur haben sich diese in letzter Zeit eben nicht durch Dummheit hervorgetan sondern sehr intelligent für ihre - von uns nicht geteilten - Ziele geworben.
Wie also konnte so ein dummer asozialer ausländerfeindlicher Emporkömmling in der angeblichen Arbeiterpartei SPD Karriere machen? Wie konnte dieser Mensch ungestraft als Politiker in Berlin - berufen von einem Bürgermeister, der offenbar nicht einmal den Unterschied zwischen Potenz und Kompetenz kennt - in einem rot-roten Senat über Jahre seine perfide menschenverachtende Politik betreiben?
Die Karriere diese Thilo Sarrazin ist der Skandal, nicht ihr (vorläufiges) Ende...- Und keinem, der diese Karriere gefördert und mitverantwortet hat, wird auch nur ein klein wenig an die weiße Weste (resp. das rosa Leibchen) gepinkelt werden!

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