Sonntag, 13. Dezember 2009

Was die BILD-Zeitung ihren Lesern vorenthält

Am 9.11. d.J. druckte BILD ein zensiertes Interview mit Klaus Wowereit ab (siehe http://www.bild.de/BILD/politik/2009/11/08/wowereit-mauerfall/im-interview-zum-mauerfall-teil-1.html ), durch Zufall erhielten wir das Interview im Originalwortlaut, hier einige Auschnitte:
...
BamS: Waren Sie vor dem Mauerfall in der DDR?
KW: Ich war öfters in Ostberlin. Ich bin ins Berliner Ensemble und in den Tierpark gegangen, habe Bücher gekauft. Besonders gut erinnere ich mich an eine Schwulenbar in der Prenzlauer Allee, unweit des Jüdischen Friedhofes, den ich natürlich der Pietät wegen auch besuchen mußte.
BamS: Was für einen Eindruck hatten Sie von der DDR?
KW: Das Ambiente der Schwulenbar war hingegen denen im Westen sehr gepflegt. Das Essen war gut und genau so billig wie die Getränke. Ja, selbst wenn sich Heteros in die Bar verirrten, wurden sie nie feindlich betrachtet oder gar hinausgeekelt, wie dies in Westberlin geschah.
BamS: Was ist besser?
KW: Natürlich gab es jede Menge süßer Vopos im Osten. Aber das Ansehen der Homosexuellen in der Öffentlichkeit war ein schlechtes, schwule Ehen waren für die DDR-Bürger und -Politiker mit ihrer vernünftigen biophilen kleinbürgerlichen Moral ein unmöglicher Gedanke. Mit einem Satz: Freiheit ist immer besser.
BamS: Haben Sie 1989 wie viele gedacht: Es geht um Wiedersehen, nicht um Wiedervereinigung?
KW: Ich muß ihnen ehrlich sagen, die meisten von den Jungs, die ich als Westler in Ostberlin angeschleppt habe, wollte ich gar nicht wiedersehen...- Immerhin bin ich Regierender Bürgermeister und...
...
BamS: Wie sehr hat die ost­deutsche Kanzlerin Merkel Deutschland geeint? Wie sehr hat der Westberliner Wowereit die Hauptstadt geeint?
KW: Ich habe immer Politik für die Schwulen der ganze Stadt gemacht, darauf lege ich Wert. Auch die Bundesregierung hat versucht, solidarisch zu sein und Aufbauhilfe für den Osten zu leisten. Die Kanzlerin ist allerdings nie besonders als Vertreterin Ostdeutschlands in Erscheinung getreten. Wie sie wissen, schämt sie sich ihrer Herkunft aus einer sächsischen Stasi-Familie...
...

BamS: Mit Guido Westerwelle ist jetzt ein Schwuler Vizekanzler. Neidisch?
KW: Guido Westerwelle wurde nicht als Außenminister gecastet, weil er schwul ist. Das wäre er genauso geworden, wenn er hetero wäre. Das ist der Unterschied zwischen uns beiden.
BamS: Wäre auch ein schwuler Kanzler möglich?
KW: Seit Jahren wäre diese Bundesrepublik auch in der Lage, einen schwulen Kanzler zu haben. Aber leider ist die SPD derzeit nicht mehrheitsfähig...
BamS: Ist Kanzler Ihr Ziel?
...



(Einen Monat nach dem Interview bereitet sich KW schon auf die Übernahme des Familienministeriums vor)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen